Nicht nur sauber, sondern Rhein – Team Walby sammelt Müll

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Darauf hatte sich Team Walby nun schon eine ganze Weile gefreut (und der Rhein sicher auch): Mit entsprechend viel Elan ging es an den Start, als wir am 09.09. (’23) beim jährlichen RhineCleanUp als eine von deutschlandweit rund 700 Gruppen unterwegs waren, um Müll am Rhein aufzusammeln.

Vorab war unsere erste Vorstellung davon in etwa so: Wir gehen dahin, bringen wie immer gute Laune mit und natürlich die typischen Mülltüten und -Zangen, dann kämpfen wir uns da einmal quer übers Rheinufer durch Alditüten, Plastikbecher und Kippenstummel – für die gute Sache halt.

Aber da hatten wir die Rechnung ohne den neuen Social-Media-Kollegen gemacht: Der besteht darauf, dass jedes Event zum Fest wird. Und wir ließen uns da natürlich gerne überzeugen, denn er hat ja Recht: Das Ganze soll immer auch Spaß machen – Fungagement sozusagen.

Also musste ein DJ her und passende Kaltgetränke. So. Wenn‘s aber was Größeres werden soll, schlägt natürlich direkt auch mein Demoaffines Herz höher – Ich fordere also eine poshe Schwenkfahne. Ja gut, auch die darf es geben, sagt die Chefin, und somit sind dann endlich alle im Boot und unser TeamWalby-CleanUp-Grüppchen startbereit.

Der große Tag mit einem großen Fund

Am 09. September, bei Kaiserwetter, linksrheinisch an der Mühleimer Brücke, fanden sich also die in- und externen Walby-Mitstreiter*innen ein: Team Walby erkannte man schon von Weitem an den bunten T-Shirts (und meiner Fahne!!), Zangen, Handschuhe und Müllbeutel von der AWB wurden verteilt – dann konnte es endlich losgehen.

Heiß war es an dem Tag – so kamen unsere Getränke schon mal gut an. Ebenso unsere musikalische Begleitung, Diskoheinz. Der hat den „Rhythmus, wo man mit muss“, würde mein Vadda sagen; das Aufräumen geht ja tatsächlich bedeutend leichter von der Hand, wenn ein paar gute Beats dabei unterstützen, stellte meine Kollegin Johanna fest. Ja, und die Müllbeutel füllten sich zügig: Kippen, Plastik aller Art und Größe, Glasscherben en masse, Einweg-Grills, einzelne Schuhe, achja…

Nach dem ersten erfolgreich aufgeräumten Abschnitt an der Mühlheimer Brücke bewegt sich Team Walby – gut eingecremt und mit Sonnenhütchen – gen Norden, um sich hier der Truppe des wohlbekannten K.R.A.K.E. e.V. anzuschließen.

Es ist ein freudiges Willkommen im typischen Wir-kämpfen-für-die-gleiche-Sache-Vibe, der für Viele das eigentliche Highlight solcher Aktionstagen ist. (Kollektive Erfahrungen: Gar nicht mehr so häufig, aber unglaublich wichtig für unser Wohlbefinden als soziale Wesen. Erlebe ich immer wieder.)

Die K.R.A.K.E. („Kölner-Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit“) räumt als inzwischen größte Kölner Müllsammel-Gruppe seit 2020 sowohl am Rheinufer als auch auf den innerstädtischen Grünflachen auf; Natürlich auch heute, im Rahmen des großen Rhine-Cleanup-Events, mit insgesamt rund 450 Helfer*innen.

Unsere Walby-Staffel gestaltete sich mit 25 Köpfen noch etwas neuer und kleiner, dafür aber mit einer extra Prise Motivation dank einhelliger Aufbruch- und Partystimmung.

Gemeinsam wird also eine Menge Müll weggeschafft. Später findet ein Trupp eine recht große Platte – scheinbar Baumaterial – und dabei kommt ein Tool ins Spiel, das heute sein Debüt feiert: (TROMMELWIRBEL BITTE!!!) Das Walby-Talkie.

Die Walby Developer basteln ja weiter fleißig an diversen neuen Features und heute ist der große Tag, an dem unsere Walky-Talkie-Funktion für ebensolche Aktionen quasi in vitro erprobt wird. Es zeigt sich: Gute Sache. Funktioniert sogar schon in der Betaversion erstaunlich verlässlich und ist in eben diesen Momenten extrem praktisch; Ein Call in die Gruppe der Freiwilligen und schon rückt Verstärkung an, um das ausladende Fundstück gemeinsam wegzuschaffen. Da hat sich TeamWalby natürlich in eigener Sache nochmal besonders gefreut und trotz der Hitze bis 18 Uhr noch möglichst viel Müll gesammelt – Alle mit einem wirklich engagierten Einsatz …CleanUp ist das neue Zumba, möchte man meinen.

Kurzer Disclaimer an dieser Stelle: Für die Öffentlichkeit wird das Walby-Talkie voraussichtlich Mitte 2024 seinen Weg in die App finden. Ist halt ein technisch echt kompliziertes Ding und soll ja trotzdem richtig geil für euch funktionieren 🙂

 

Mir drängte sich die Frage auf, warum eigentlich so viele Menschen in ihrem hektischen Alltag Zeit freischaufeln, um ehrenamtlich den Rhein sauber zu machen. Ist ja zweifelsohne begrüßenswert, aber trotzdem würde ich es gerne auch verstehen: Müll, Hitze, körperliche Anstrengung, keine Bezahlung – klingt erstmal nicht, als würden da tausende Leute „Hier!!“ schreien – Aber sie tun’s.

Historisch betrachtet war der Mensch dem Rhein ja leider zeitweise kein so guter Freund und hat ihm mit großem Aufwand seinen ursprünglichen, natürlichen Charakter abgerungen; Die sogenannte Rheinbegradung war ein typisches Symptom der menschlichen Neigung zur Durchsetzung kurzfristig gedachter Interessen und kann leider durchaus als ökologische Katastrophe verzeichnet werden (bei Interesse hier ein bisschen Hintergrundwissen dazu). Kurzum: Wir sollten es ab jetzt besser machen.

…Findet leider nicht jeder, wie ein regelmäßig hier spazierender Gast dieses Rheinabschnitts TeamWalby ganz deutlich zu verstehen gibt: „Die lernen doch nichts, wenn ich denen den Dreck wegmache.“ Tja – kann man natürlich so sehen, muss man aber nicht.

Sollte man auch nicht, denke ich mir sogleich, denn das hat für mich ein etwas zu verbittertes Geschmäckle. Klar findet das jede*r theoretisch blöd, den Dreck anderer wegmachen zu müssen. Aber die tausenden Freiwilligen sind eben freiwillig im Einsatz; sie müssen nicht, sie wollen. Weil es nämlich in einer Gesellschaft immer die geben muss, die ein wenig in Vorleistung gehen, um den nötigen Anstoß für die positiven Entwicklungen anderer zu geben.

Mal ganz davon abgesehen, dass das optische Ergebnis eines Cleanups zu den wohl deutlichsten Selbstwirksamkeitserlebnissen in diesem Bereich zählt und es keinen zufriedenstellenderen Muskelkater gibt. Aber damit muss man rund um’s Thema Aktivismus leben; Es wird immer Zweifler*innen geben, Leute die meinen „Das bringt doch alles nix!“ und solche, die sogar aktiv dagegen sind – warum auch immer (…ich halte sowas ja meistens für eine Projektion ganz anderer Lebensthemen, aber das zu beleuchten, würde hier zu weit führen).

Ein gern gesehenes Pseudo-Gegenargument sind auch „die Behörden“, die das doch eigentlich alles machen sollten. Nun, was soll man sagen – Theorie vs. Praxis mal wieder.

Die Spazierwege oberhalb des Rheins und sogar die Wiesen darunter machen in der Regel einen halbwegs guten Eindruck, am Ufer aber findet sich an den meisten Tagen der Unrat von Spaziergänger*innen und feierfreudigen Menschen, die hier allzu gern ihren Grill aufstellen und la dolce vita am Rheinufer genießen – Was ja total fine wäre, würden sie nicht ihren kompletten Müll als ungebetenen Gast zurücklassen. Für mich eines der größten Unverständnisse überhaupt.

An die eigene Nase fassen – vom Jangtse bis zum Niederrhein

Was also tun, wenn die städtischen Behörden nicht genug tun? Selber machen.

Die hiesigen Aufräumaktionen des RhineCleanup gibt es seit 2018 und wurden inzwischen deutschlandweit, auf insgesamt 22 Flüsse ausgeweitet, die so bereits von über 1000 Tonnen Müll befreit werden konnten. Die Initiative möchte aber nicht nur ganz pragmatisch betroffene Uferbereiche bereinigen, sondern auch allgemein ein Bewusstsein für die Bedeutung eines verantwortungsvollen Umgangs mit unserer direkten Umwelt schaffen.

Dafür versucht man, verschiedene Gesellschaftsgruppen der lokalen Gemeinschaft einzubeziehen; Durch die Mobilisierung von Freiwilligen, Schulen, Unternehmen und anderen Interessengruppen soll eine breite Basis für positive Veränderungen geschaffen werden.

In den fünf Jahren RhineCleanup hat sich eine ordentliche Gefolgschaft zusammengefunden und die schafft jedes Jahr wirklich beachtenswerte Mengen Müll weg. Denn ja – quelle surprise! – auch unser Müll wird zu Mikroplastik (und landet sowohl in den Mägen von Wassertieren als auch den Meeren und damit wieder bei uns) – Nicht nur der in „fernen Ländern“, wie uns die ebenso zahlreichen wie bildstarken Medienberichte suggerieren.-

Auch in eben diesen betroffenen Ländern, deren Müllproblem tatsächlich noch bedeutend größer ist als unseres (…übrigens oft genug weil „westliche“ Industrienationen wie wir ihren Müll dorthin abschieben), haben sich inzwischen Organisationen formiert, die Bürger*innen aufrufen, gegen die Umweltverschmutzung vor ihrer Tür einfach selbst aktiv zu werden. Sehr schön zeigt sich an diesen Beispielen, welch eklatanten Unterschied der persönliche, unbürokratische „Anpack“ machen kann; z.B. eindrucksvoll zu sehen auf 4Ocean und sai_gonxanh.

Was soll man sagen – DJ und Getränke haben sich auf jeden Fall bezahlt gemacht und ich bilde mir ein, auch meine Schwenkfahne hat ihren Beitrag zur Motivation der sammelnden Meute beigetragen. Dass die Leute danach auch noch chillig zusammen blieben, meinte ein erfahrener Rhine-Clean-uper, sei auch ein Ergebnis unserer mobilen Open-Air Disko. Schön, das nehmen wir als Kompliment.

Insgesamt hat der RhineCleanUp in ganz Deutschland an diesem Tag 300 Tonnen Müll eingesammelt – Ein recht imposantes Ergebnis, wie ich finde.

Wir würden uns freuen, wenn auch du Lust hast, dich Team Walby beim nächsten CleanUp anzuschließen! Und falls du motiviert bist, aber nicht zu denen gehörst, die das Glück haben, in Köln zu wohnen („Et es e Jeföhl!“ ) keine Sorge: Es gibt an diversen anderen Flüssen in ganz Deutschland sowie an unseren Küsten (…ja, zugegeben, auch sehr schön da) CleanUps verschiedener Organisationen; Von Greenpeace über den Nabu und Sea Shepherd bis hin zu lokalen kleinen Gruppen. Schau mal in die Links – da findest du sicher das Richtige für dich.

Meine Kolleg*innen sind seitdem völlig im Cleanup-Fever und kommen nur noch gelegentlich zur Arbeit… Lass dich gerne auch von dieser DIY-Variante inspirieren:

Tag 1Tag 2Tag 3Tag 4Tag 5Tag 6Tag 7Tag 8Tag 9Tag 10to be continued…

Viel Spaß bei allem, was du vorhast!

Deine Julia für Team Walby

Und hier geht’s in die App:


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